Cronstetten – Haus Speicherstraße 39 – 47 Donnerstag, 13. Juni, 19.30 Uhr „ICH TRAGE EINE EULE NACH ATHEN“

Lesung von Jochen Nix aus Wolfgang Hildesheimers „Lieblose Legenden“
mit einer Einführung von Dr. Rosemarie Altenhofer

Diese Erzählungen, die zwischen 1950 und 1962 entstanden, haben nichts von ihrer Gültigkeit, ihrem Humor, Witz, ihrer Hintergründigkeit, ihrer Kuriosität und Absurdität verloren. Sie zeigen das große Können des Schriftstellers und Künstlers Wolfgang Hildesheimer (1916-1991), der vor allem durch seine späteren Prosawerke „Tynset“, „Mozart“ und „Marbot“ bekannt wurde.

Wolfgang Hildesheimer

In den „Lieblosen Legenden“ hebt sich das Tragische im Komischen auf, verwandelt sich heiter und löst sich wieder im Tragischen auf. Eingeführt von Frau Dr. Altenhofer, liest der Schauspieler, Regisseur und Literaturinterpret Jochen Nix aus dem Werk.

Eintritt: € 8,00 (Gäste)

Cronstetten-Haus
Speicherstraße 39-47
60327 Frankfurt am Main
Tel. 069/27 10 79 7-0
Fax 069/27 10 79 7-890
info@cronstetten-haus.de
http://www.cronstetten-haus.de

Donnerstag, 29. Februar 2024, 19.30 Uhr Holzhausenschlösschen
 Frankfurt am Main: „Lieber Papa, es hat mich schon lange niemand ‚Schwarzer Teufel‘ genannt, und das fehlt mir sehr“ – Briefwechsel Sigmund Freud und Anna Freud.

Gelesen von Birgitta Assheuer und Jochen Nix
. Konzeption und Einführung: Ruthard Stäblein

Zur Veranstaltung:

Die Beziehung zwischen der jüngsten Tochter und dem Begründer der Psychoanalyse war äußerst innig. Die Tochter identifizierte sich mit dem Vater, wurde selbst Analytikerin; für Kinder. Der Vater war sehr stolz auf seine Tochter: „Sie ist das begabteste und gebildetste meiner (sechs) Kinder und dazu ein wertvoller Charakter“, schrieb er an Ernest Jones. Dieser Jones, immerhin der Adlatus Freuds, könnte ihm die Tochter wegheiraten befürchtete der Vater und schrieb der Tochter, dass dieser taktlose Jones „nicht der richtige Mann ist für ein feiner geartetes weibliches Wesen.“ Und zum 25. Geburtstag schrieb Sigmund an seine von ihm persönlich analysierte Anna: „Du bist so alt wie die Psychoanalyse. Beide haben mir Sorgen gemacht, aber im Grunde erwarte ich doch mehr Freude von dir als von ihr.“ Wenn sie fortginge, würde er sich so verarmt fühlen, wie wenn er das Rauchen aufgeben müsste. Der Briefverkehr zwischen Sigmund und Anna Freud bezeugt eine exklusive Vater-Tochter-Beziehung sowie die Geburt einer Psychoanalytikerin.
(Ruthard Stäblein)

Die Mitwirkenden:

Als Film-, Fernseh- und Radiosprecherin sowie Rezitatorin verleiht Birgitta Assheuer dem geschriebenen Wort eindrucksvolle Präsenz. Sie tritt gemeinsam mit Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstlern sowie Musikensembles auf, arbeitet mit Hörbuchverlagen zusammen und unterrichtet als Lehrbeauftragte für Sprechtraining an der Universität Mainz. 2023 erhielt sie gemeinsam mit weiteren Künstlerinnen und Künstlern den Preis der Deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie Wortkunst.

Birgitta Assheuer © Alexander Paul Englert

Jochen Nix, geboren in Frankfurt, hat Germanistik, Philosophie und Geschichte an der Goethe-Universität studiert, bevor er sich an der dortigen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst zum Schauspieler ausbilden ließ. Seitdem hat er als Schauspieler und Regisseur für Theater und Rundfunk gearbeitet. Er hat sich als Literaturinterpret einen Namen gemacht und ist mit eigenen Literaturprogrammen auch über Frankfurt hinaus unterwegs. Aufsehen erregte seine Hölderlin-Interpretation zum 250. Geburtstag des Dichters.

Jochen Nix © Barbara Aumüller

Ruthard Stäblein, geboren in Mellrichstadt. Studium der Romanistik, Germanistik, Komparatistik und Philosophie in Berlin, Tübingen, Toulouse und an der Sorbonne in Paris. Danach als Assistent, Lektor und Dozent in Paris und Nancy: Mitglied in der Forschungsgruppe „Culture de Weimar“ an der Pariser „Maison des Sciences de l’Homme“. Publikationen zur Wiener Moderne und zur „Dekadenz“ in verschiedenen Sammelbänden. Herausgeber von „Identitätskrise und Surrogatidentitäten. Zur Wiederkehr einer romantischen Konstellation“ (Campus-Verlag) sowie einer Reihe über Moral seit 1992 in fünf Bänden, erschienen bei Fischer und Insel. Seit 1988 Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks, Redakteur für Literatur. Dramaturgische Einrichtung von Hörbüchern wie „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil; „Atemschaukel“ von Herta Müller; Briefwechsel zwischen Siegfried Unseld und Thomas Bernhard; „Schopenhauer in 100 Minuten“; „Autobiographische Schriften“ von Thomas Bernhard; „Freiheit“ von Jonathan Franzen; „Der Traum des Kelten“ von Mario Vargas Llosa; „Die sterblich Verliebten“ von Javier Marias, „Nietzsche in 100 Minuten“ u.v.a.

Gesamtleitung: Frankfurter Bürgerstiftung
Förderer: Dr. Marschner Stiftung

Holzhausenschlösschen
 Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main

Eintritt € 14,- (Parkett, Reihe 1-5) / € 10,- (Parkett, Reihe 6 und Fensterbänke) / € 5,- (Empore, eingeschränkte Sicht)

Darüber hinaus werden wir über die Mediathek unserer Website am Veranstaltungstag einen kostenfreien Livestream der Veranstaltung anbieten.

Do. 23.11.23 / 19:00 Uhr Jüdisches Museum Frankfurt: Wilhelm Merton: Mimikry. Pragmatismus. Überzeugung? Konversion oder: Der Abschied vom Judentum

 

 

Lesung und Diskussion:

Was bedeuteten die Konversionen als Austritt für die jüdische Gemeinschaft? Was waren individuelle Motive – wie etwa die von Wilhelm Merton? Über diese und weitere Fragen diskutieren Cilly Kugelmann, ehemalige Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin, Sara Soussan, Kuratorin Jüdische Gegenwartskulturen am Jüdischen Museum Frankfurt und Filmwissenschaftlerin Dr. Lea Wohl von Haselberg. Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Doron Kiesel, wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland. Der Schauspieler, Regisseur und Sprecher Jochen Nix liest Texte von Wilhelm Merton.

Konzeption und Textauswahl: Heike Drummer.

Eintritt: 10 €, ermäßigt 5 €

Bei allen Veranstaltungen und Führungen ist die Platzzahl begrenzt. Bitte melden Sie sich daher spätestens bis zum letzten Werktag vor der Veranstaltung per E-Mail an: besuch.jmf@stadt-frankfurt.de. Alle Informationen zur Ausstellung finden Sie unter www.juedischesmuseum.de/wilhelmmerton.

21.11.23, 16:00 Uhr: GDA Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstraße 6: Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden

Musik und Texte zur geheimnisvollen Beziehung zwischen Mensch und Baum. Eine Lesung mit dem Schauspieler und Sprecher Jochen Nix

und dem Musiker Attila Korap an der Gitarre.

Der Baum spielt, das ist schon von den frühesten literarischen Zeugnissen belegt, eine eminente Rolle in den Vorstellungen, die sich die Menschheit von der Schöpfung gemacht hat, vom urwüchsigen Gilgamesch-Epos bis zu den staunenswerten Texten der nordamerikanischen Indianer, von der ehrwürdigen Bibel und den unergründlichen Upanischaden bis zu den naturnahen Lyrikern unserer Tage. Nicht die botanische Vielfalt ist unser Thema, wir wenden uns vielmehr alten und auch neueren Texten zu, von denen wir die Hochachtung vor den Bäumen lernen können – einverstanden?
Eintrittspreis: 10,00 Euro für externe Gäste | Bewohnerinnen und Bewohner haben freien Eintritt. Um Anmeldung per E-Mail wird gebeten.

6. November 2023, 19:00 Uhr Haus am Dom: Nicht nur die Synagogen brannten – 85 Jahre Novemberpogrom in Frankfurt am Main

Die Novemberpogrome, verharmlosend auch als „Reichskristallnacht“ bezeichnet, werden in der dominierenden öffentlichen Erinnerung meist mit den brennenden Synagogen verbunden. Der Terror richtete sich aber auch gegen die jüdische Bevölkerung, ihre Wohnungen und Geschäfte. Systematisch wurden jüdische Wohnungen zerstört, die Betten aufgeschlitzt und mit Geschirr und Mobiliar durch die Fenster auf die Straße geworfen und die Menschen mißhandelt. In Frankfurt am Main wurden über 3.000 jüdische Männer, die aus ihren Wohnungen heraus verhaftet worden waren, zwischen dem 11. und 13. November 1938 in die Konzentrationslager nach Buchenwald und Dachau deportiert. Zentrale Sammelstelle dafür war die Frankfurter Festhalle. Von dort wurden sie über den Südbahnhof in die KZ deportiert. Die Novemberpogrome waren ein Initial zum Holocaust.

Eine szenische Lesung der Erlebnisse von Frankfurter Zeitzeugen des Novemberpogroms macht die ganze Bandbreite der Verfolgung deutlich. Es liest der Schauspieler Jochen Nix, die Zusammenstellung der Texte besorgte Dieter Wesp.

In einem zweiten Teil wird untersucht, wie die konkreten Formen der Erinnerungskultur in Frankfurt am Main an das Novemberpogrom aussehen. Orte sind die Gedenkstätte Börneplatz, der Bunker in der Friedberger Anlage und die Initiative 9. November, die Gedenktafeln am Standort der Hauptsynagoge der Judengasse und die Erinnerungsspuren vor der Festhalle und Südbahnhof.
Dafür haben zugesagt: Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt, Marc Grünbaum, Jüdische Gemeinde Frankfurt, Renata Berlin, Initiative 9. November. Die Moderation übernimmt Herbert Mai.

Montag 6. November 2023
19:00 bis 21:00 Uhr
Eintritt frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich Haus am Dom, Giebelsaal
Domplatz 3
60311 Frankfurt am Main

Eine Veranstaltung des Fördervereins des Fritz Bauer Instituts in Kooperation mit der Katholischen Akademie Rabanus Maurus.

Frankfurter Buchmesse 2023 Gastland Slowenien Literaturbahnhof im Haus des Buches, Frankfurt Braubachstrasse 16

Mittwoch, 18. Oktober, 17.15 – 18.00 Uhr

Goran Vojnovic „18 km bis Ljubljana“

Das Leben ist ein Sonntagnachmittag, wie Radovan sagen würde. Lang und langweilig, und nimmt ein schlimmes Ende.“

Widerwillig kehrt Marko in seine alte Heimat zurück. In Fužine, dem Vorort von Ljubljana, ist nichts mehr so, wie es war. Die Leute hängen nicht mehr in Trainingsanzügen vor dem Block ab. Die Jugendlichen beschmieren keine Aufzüge mehr und sehen jetzt aus wie brave Geklonte. Er gehört nicht mehr hierher und fühlt sich wie ein Außerirdischer. Seine Freunde sind Junkies oder zum Islam konvertiert, sein Vater hat einen Tumor und tut so, als ginge ihm das am Arsch vorbei. Nach zehn Jahren in der bosnischen Provinz bei Oma und Opa und nach einer unglücklichen Liebe zu einer abgefahrenen Muslimin versucht er dort, wo er nie zu Hause war, seinen Platz zu finden.

Ein Roman, in dem sich Lachen und Tränen mischen

„Heute weiß ich: wenn ein Staat aufhört zu existieren, landet er im Raum der Erinnerungen, in der Literatur. Nur in den Erinnerungen, in der Literatur kann Jugoslawien zugleich der Name für die erste Liebe und den Genozid sein, für Lieder und für Dekrete, für Krieg und Frieden und wieder – oder noch immer – Krieg. Deshalb nenne ich mein Vaterland nicht mehr Jugoslawien. Deshalb hat mein Vaterland keinen Namen mehr.“ (Goran Vojnovic)

 

Samira Kentrić „Balkanalien“


Diese unter die Haut gehende Graphic Novel beschreibt die Lebensgeschichte der Autorin. Sie ist in einer Zeit aufgewachsen, in der sich die Landkarte am südöstlichen Rand Europa dramatisch veränderte. Ihre muslimischen Eltern sind von Bosnien ins katholische Slowenien gezogen. Als Samira Kentric 15 Jahre alt ist, bricht Jugoslawien auseinander und sie gerät in die kriegerischen Auseinandersetzungen des Bosnienkrieges. Sie sucht ihren Platz in den vom nationalistischen Wahn zerfallenen Teilrepubliken des ehemaligen Jugoslawiens und wünscht sich nichts mehr als ein Leben in Freiheit.

Neben der sehr verdichteten Sprache transportieren die Bilder der Graphic Novel sehr bewegend und zum Teil auch bestürzend, wie das Individuum in das Spannungsfeld von sozialen Ungerechtigkeiten, religiösen sowie politischen Konflikten hineingezogen wird. Dabei gibt die Autorin ihre Ideale auch um den Preis der Entwurzelung eines jeden Menschen nicht auf, denn „die Welt befindet sich stets in Migration.“

 

Donnerstag, 19. Oktober, 17.15 – 18.00 Uhr

Andrej Blatnik „Platz der Befreiung“– Der Charme der Resignation:

Eine Weile haben Feuilletons gern die Frage erörtert, ob es nach der berühmten 68er Generation auch so etwas wie eine 89er Generation gegeben hat. Es kam nichts dabei heraus. Mit dem Roman des slowenischen Schriftstellers Andrej Blatnik ist der Streit entschieden: Die 89er, es gab sie doch.

Er trifft sie auf dem Kongressplatz, sie gehen auf ein Eis. Richtig zusammen kommen sie nicht. Ihre Eltern haben Geld, und zwar schon im Sozialismus; Papa hatte immer den richtigen Riecher und wird von der Tochter dafür gebührend verachtet. Er stammt aus einer sozialhybriden Verbindung, wie sie für die besseren Jahre Jugoslawiens typisch war: Mutter enteignetes Bürgertum, Vater vom Lande. Beide, er und sie, wohnen erst noch zu Hause. Dann verdrücken sich ihre Eltern irgendwann standesgemäß nach Dubai, und seine sterben kurz nacheinander, schnell und geräuschlos. Er und sie treffen sich immer wieder mal, zufällig, sind sich nahe und tauschen ihre Erfahrungen aus. Gleich was sie erleben: Er, der es vor der „Unabhängigkeit“ fast zum Literaturkritiker gebracht hat, schlägt sich danach als Werbetexter durch. Sie macht Yoga in Goa. Aber wenn sie sich treffen, verstehen sich immer wieder blind. „Die Erlangung der staatlichen Selbstständigkeit“, Slowenien 1991, „begann mit der Selbstständigkeit des Geistes, nicht des Geldes“, sagt er. So redet er oft, mit sich, mit ihr, assoziiert dabei – in kursiver Schrift – was ihm sonst noch so einfiele, wenn er ehrlich wäre.

Mojca Kumerdej „Unter die Oberfläche“

Mojca Kumerdej, geb. 1964, ist Autorin, Philosophin und Journalistin. Nach ihrem Studium der Philosophie und Kultursoziologie an der Universität von Ljubljana debütierte sie mit ihrem parodistischen Roman »Krst nad Triglavom«. Darauf folgten zwei Bände mit Erzählungen, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden und in denen sie die Innenwelt ihrer Figuren an die Oberfläche bringt:

Unter den Oberflächen lauern mitunter dunkle, beängstigende Dinge – wie etwa bei der Frau, die nach außen hin den Schein der ihre kleine Tochter liebenden Mutter aufrechterhält, sich im Innern aber nach ihrem selbstbestimmteren Leben vor der Geburt zurücksehnt und dann nicht einschreitet, als sich eine Katastrophe anbahnt. Oder bei der Frau, die nur dann selbst glücklich sein kann, wenn es ihrer Freundin schlecht geht.

Mit feinem psychologischen Gespür schildert Moika Kumerdej die Innenwelt ihrer Figuren, die Beweggründe für ihr Verhalten – auch wenn das Bewusstsein einen Sitz mitunter schon nicht mehr in einem Körper hat, sondern sich dieses in einer frisch transplantierten Leber zu befinden scheint. In ihren brillant geschriebenen Erzählungen offenbart sie uns die Schrecken und Träume ihrer Figuren, die sie auch immer mit intelligentem Humor begleitet.

Lesung aus den deutschen Übersetzungen an beiden Tagen: Jochen Nix

Moderation: Daniella Baumeister (hr2 Kultur) Weiterlesen „Frankfurter Buchmesse 2023 Gastland Slowenien Literaturbahnhof im Haus des Buches, Frankfurt Braubachstrasse 16“